Die ersten Schritte zum Skitourengehen: Diese Tipps solltest du beachten

Unterwegs in der unberührten Natur, die ersten Spuren in den frischen Schnee setzen und einsame Gipfel erkämpfen – du möchtest mit dem Skitourengehen anfangen, weißt aber noch nicht so recht was du alles dazu brauchst, welche Ausrüstung die richtige für dich ist und wie du sicher im Gelände unterwegs bist? Dann bist du hier genau richtig, wir zeigen dir in diesem Blogbeitrag unsere besten Tipps und Tricks, die du beachten solltest bevor du deine ersten Spuren in den Schnee setzt.

Frau mach eine Skitour in unberührter Winterlandschaft

1. Skitourenequipment: probieren geht über studieren

Bevor du deine erste Tour antrittst brauchst du natürlich als aller erstes die passende Ausrüstung, wir empfehlen dir zuerst von Freunden oder beim Verleih Skitourenausrüstung auszuleihen – so kannst du sicherstellen, dass dir der Sport auch Spaß macht bevor du in eigenes Equipment investierst. Auch nicht schlecht ist es, verschiedene Arten von Ski und Schuhen durchzuprobieren, denn für jeden Stil gibt es auch unterschiedliche Modelle.

Finde also im ersten Schritt heraus, ob du Freude am Skitourengehen hast und welcher Skitourengeher du bist. Eher flott auf der Piste, lange Anstiege und Gipfel sammeln oder zählt für dich einzig und allein die Abfahrt durch unverspurten Tiefschnee? Welcher Skitourentyp du bist und welche Ausrüstung dann zu dir passt haben wir übrigens im Skitourenberater für dich zusammengefasst.

2. Gelände oder Piste?

Besonders Touren auf der Piste bieten sich gut an, um an deiner Gehtechnik zu feilen und die Ausdauer aufzubauen. Bei Pistentouren bist du, im Gegensatz zu Touren im freien Gelände auch keiner Lawinengefahr ausgesetzt – so kannst du dich also voll und ganz auf das Gehen konzentrieren und musst dir keine Gedanken über zusätzliche Gefahren machen. Auch gestaltet sich die Abfahrt einfacher, da du die Piste wieder nach unten Fahren kannst und nicht im Tiefschnee stecken bleiben kannst.

Hast du dich mit deinem Skitourenequipment angefreundet und möchtest etwas die unverbaute Natur erkunden, dann heißt es ab ins Gelände. Hier ist es wichtig, dass du immer mit deiner gesamten LVS Ausrüstung und am besten auch in einer Gruppe unterwegs bist. Zusätzlich musst du dich vor der Tour über den Anstieg, die Abfahrt und die Lawinensituation erkunden und solltest auch die Wetterbedingungen im Blick haben. Ob du nun also lieber auf der Piste oder im freien Gelände unterwegs bist musst du für dich herausfinden – Touren abseits der Piste erfordern jedoch mehr Planung.
Drei Leute gehen in einem Wunderschönen Schneeweißen Gebirge Turnski
2 Damen gehen auf einen Steilen Berg mit Turnski rauf

3. Sicher unterwegs: LVS Training und Gefahren erkennen

Bist du abseits der Piste unterwegs führt kein Weg an einer Lawinenausrüstung vorbei. Dazu gehört ein LVS-Gerät (Lawinenpiepser) das auf Tour zu jeder Zeit (eingeschalten!) direkt am Körper getragen werden sollte, eine Lawinenschaufel und eine Lawinensonde, zusätzlich kannst du auch einen Lawinenrucksack nutzen. Aber das beste Lawinenset hilft nichts, wenn du nicht weißt wie man es richtig einsetzt und im Ernstfall damit Leben retten kann. Hier kommt es auf jede Sekunde an und deshalb solltest du auch unbedingt mit deiner Ausrüstung vertraut sein. Es ist also kein Fehler mehrmals in der Saison die Verschüttetensuche zu üben.

Damit es gar nicht zu einem Ernstfall kommt, solltest du auch wissen wie die Lawinengefahr einzuschätzen ist. Beachten solltest du dabei die unterschiedlichen Lawinenwarnstufen, die Hangneigung und die Zusatzbelastung. Vor der Skitour solltest du also den aktuellen Lawinenlagebericht checken, welcher ganz einfach online abgerufen werden kann. Während der Tour solltest du auf die Hangneigung achten: 97% aller Lawinenunfälle passieren bei einer Hangneigung von über 30 Grad, aber auch schon ab einer Neigung von 25 Grad besteht eine potentielle Gefahr. Und natürlich das Wetter ist zu beachten – der Wind und die Temperatur haben einen großen Einfluss auf die Lawinenlage – im Lawinenlagebericht wirst du dazu genauer informiert und erfährst worauf du achten musst.

Viele Vereine und Bergführer bieten auch professionelle Lawinenkurse an, in denen das Suchen, Sondieren und Ausgraben geübt wird und du mehr über das Einschätzen der Lawinengefahr lernst. Um sicher unterwegs zu sein schadet eine spezielle Schulung somit auf keinen Fall.
Gruppe von Bergsportlern beim Aufstieg durch schneebedecktes Gelände; eine Person vorne kniet, zwei weitere folgen dahinter.

4. Richtig angezogen auf Skitour

Was du auf Skitour anziehst hängt zum einen von dir persönlich, also wie schnell kommst du ins Schwitzen oder wie kältempfindlich bist du und von äußeren Einflüssen ab, also Jahreszeit, Temperatur oder Witterungsbedingungen. Es gibt somit nicht das eine Skitourenoutfit, welches immer passt. Aber damit du es gut und einfach variieren kannst, solltest du auf den Zwiebellook setzen.


1. Schicht: Die unterste Schicht besteht aus der Funktionswäsche und den Socken welche am besten aus feuchtigkeitsregulierenden Materialien wie Merinowolle oder Kunstfasergeweben gefertigt sind. So kann der Schweiß gut abtransportiert werden und du bist nicht gleich klitschnass.

2. Schicht: Die zweite Schicht hält dich warm und dient als Isolationsschicht – wie die Jacke in dieser Schicht aussieht hängt also ganz davon ab, wie viel Isolation notwendig ist. Hier reicht die Palette von Midlayer-Shirts über Fleecejacken bis hin zu isolierenden Daunenjacken. Die zweite Schicht muss aber nicht nur ein Kleidungsstück sein, hier kannst du auch mehrere Schichten übereinander anziehen – achten solltest du wieder auch eine gute Atmungsaktivität und Feuchtigkeitsregulation.

3. Schicht: Die äußerste Schicht dient dem Wetterschutz – je nachdem ob es regnet, schneit oder der Wind bläst wählst du die passende Jacke aus. Bei Regen und Schnee macht eine robuste Hardshelljacke Sinn, bei starkem Wind kann auch schon eine winddichte Softshelljacke Abhilfe verschaffen, diese bietet noch zusätzliche Atmungsaktivität.
Zwei Personen in Winterkleidung bei einer Bergtour im Schnee, umgeben von felsigen Bergwänden bei sonnigem Wetter.


Zusätzlich brauchst du natürlich noch Accessoires: Stirnbänder bieten sich zum Aufstieg gut an, da sie die Ohren vor Wind und Kälte schützen und man dennoch nicht zu sehr schwitzt, wie es bei Hauben oft der Fall ist. Dünne Handschuhe für den Aufstieg bieten etwas Wärme und schützen dich vor leichten Verletzungen und für die Abfahrt kannst du diese dann gegen dickere Skihandschuhe eintauschen, damit die Finger warm bleiben. Und ein Wechselshirt sollte auch nicht fehlen, es kostet zwar etwas Überwindung sich am windigen Gipfel umzuziehen, später wirst du dir dafür aber danken!

5. Die richtige Gehtechnik

Die richtige Technik soll gelernt sein, denn mit einer guten Gehtechnik bist du kraftsparend unterwegs und erreichst ohne zu große Mühen den Gipfel. Dabei ist es wichtig darauf zu achten, dass man überflüssige Bewegungen weglässt und die Beine und die Arme gut zusammenarbeiten.

Beim Skitourengehen gleitet man über den Schnee, dabei bleiben die Ski am Boden und werden mitgezogen und nicht abgehoben – das Aufheben des Skis kostet zu viel Kraft, deshalb braucht es eine andere Technik als beim normalen Gehen. Im flachen Gelände sind dabei die Schritte langgezogen und je steiler das Terrain wird, desto kürzer werden auch die Schritte. Der Krafteinsatz sollte während der Skitour jedoch gleich bleiben.

Neben der Beinarbeit dürfen die Arme aber auch nicht vernachlässigt werden. Die Stöcke dienen dazu das Gleichgewicht zu halten, können aber noch so einiges mehr. Denn durch den richtigen Einsatz der Stöcke kannst du deine Beine vor allem in steilem Gelände unterstützen.

Bist du abseits der Piste unterwegs erwartet dich bestimmt die eine oder andere Spitzkehre die es zu meistern gilt – das Sprichwort „Übung macht den Meister“ trifft hier auf jeden Fall zu. Die Spitzkehre solltest du so gut beherrschen, dass du beim Richtungswechsel flüssig vorankommst, um nicht aus deinem Geh- und Atemrhythmus zu fallen. Für die perfekte Spitzkehre brauchst du einen sicheren Stand, verlagerst das Gewicht auf den Talski, stellst den Bergski um, stellst den Stock um, verlagerst das Gewicht auf den bereits umgestellten Ski und ziehst den zweiten Ski nach. Zum Umstellen hebt man den Ski an, kickt den Ski mit der Ferse etwas nach oben und bewegt ihn in die richtige Richtung.

Wird das Gelände steiler kannst du auch die Steighilfe einsetzen. Diese kannst du je nach Hersteller hinten an der Skibindung einstellen. Wenn es steiler wird kann diese sehr gut entlasten, im Flachen ist sie jedoch unbequem, da sie die Schrittlänge verkürzt. Wie du die Steighilfe einsetzt hängt von deinen Vorlieben ab, jedoch sollte sich nicht zu viel eingesetzt werden. Wenn die Harscheisen zum Einsatz kommen, sollte die Steighilfe jedoch nicht verwendet werden.

6. Wie verwende ich Steigfelle?

Die Steigfelle sind die Streifen, die unten an deinen Ski kleben – eine Seite ist dabei mit einem Kleber versehen und die andere Seite mit Haaren - aus Mohair oder Synthetik – die dir einerseits ein Gleiten im Schnee erlauben und dir andererseits einen guten Halt geben, damit du nicht nach hinten rutscht. Wichtig ist also vor allem, dass du die Felle nicht seitenverkehrt aufklebst – bei den meisten Ski ist das durch das Befestigungssystem aber auch gar nicht möglich. Wenn du mit deiner Hand von der Skispitze nach unten fährst und kein Widerstand zu spüren ist hast du alles richtig gemacht.

Was du noch beachten solltest:
  1. Tourenski erst bei Gebrauch auffellen - die Felle sollten nicht zu früh vor der Tour angebracht und im Warmen gelagert werden. So können sie ihre Klebeeigenschaft schneller verlieren.
  2. Trocken auffellen - der Tourenski sollte beim Bekleben trocken und nicht zu kalt sein. Auch die Felle sollten schneefrei und körperwarm sein, um das beste Klebeergebnis zu erzielen.
  3. Felle richtig trocknen/lagern - Steigfelle sollten nicht zu warm gelagert werden. Direkte Sonneneinstrahlung und Heizungen sollten also vermieden werden. Für die längere Lagerung verstaust du sie am Besten lichtgeschützt in einem atmungsaktiven Beutel
  4. Schmutz fernhalten - bei zu viel Schmutz lässt die Haftung der Tourenfelle nach und deshalb solltest du Schmutzpartikel schnell entfernen, damit die Lebensdauer nicht zu viel verkürzt wird. Mit einer Pinzette lassen sich Steinchen etc. gut entfernen.
  5. Stollen vermeiden - Bei Stollenbildung bleibt Schnee auf den Fellen kleben und verhindert so ein gutes Gleiten. Um diese Stollen zu vermeiden sollten die Felle während der Tour so gut wie möglich trocken bleiben. Zusätzlich können vorbeugend die Skifelle imprägniert werden.
Mann der seine 3 Skitourenfelle vorzeigt in einem Winterlandschafts-Gebirge

7. Verhaltensregeln für Skitourengeher

  • Bestehende Regelungen befolgen
  • Ruhezonen und Wildtiere respektieren
  • keinen Müll zurücklassen
  • Hunde an der Leine halten
  • Skitour richtig planen und genehmigte Routen nicht verlassen
  • bei Pistentouren nur am Pistenrand gehen
  • Jungwald beim Aufstieg und der Abfahrt vermeiden
  • Lawinenlagebericht checken und Situation einschätzen
Linie die Berge aufschlagt